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Donnerstag, 22. April 2010

Sterile Gesellschaft

Nicht, dass wir alle nur gleichgeschaltet wären durch unseren Konsum. Denn unser Konsum wirkt sich stark, zwar unmerklich, auf unser Zusammenleben aus.

Meistens konsumieren wir in Gesellschaft gleichartig, d.h. wir sitzen gemeinsam vor dem Fernseher, im Kino oder beim Fußballspiel auf der Tribüne oder gehen gemeinschaftlich bowlen oder feiern zusammen. Uns wird allen etwas dargeboten und wir brauchen uns dabei nicht besonders zu unterhalten.

Unter Freunden bzw. Bekannten reden wir nicht viel. Über Dinge, die gewohnt sind und über die wir oft gesprochen haben und wir können uns über gemeinsame Interessen austauschen. Dabei geht es häufig um berufliches, aber weniger um persönliches. Da liegen Grenzen und bilden meistens ein tabu. "Was geht es den anderen an, wie es mir genau geht?" höre ich aus den Gesichtszügen, wenn ich die Frage stelle, "wie es dir denn eigentlich wirklich geht". Auf die normale Frage: "Wie gehts?" hört man meistens nur ein gewöhnliches "gut" und das Thema wär dann auch schnell abgehakt. Viel wichtiger wäre über diese Person zu wissen, welches Auto er/sie fährt, dass er/sie Karriere macht, wieviele Häuser er/sie gebaut hat usw ("mein Auto, mein Haus, mein Pferd" usw.) Krankheiten, Arbeitslosigkeit, ähnliche negative Dinge dürfen bei reicheren Menschen gar nicht angesprochen werden, da sie gleichfalls tabu sind. Aus meiner Erfahrung bekommt man manchmal keine sinnvolle Antwort und es findet ein baldiger Themenwechsel statt. Es passt nicht in diese Gesellschaft, wenn etwas nicht klappt wie es soll. Wir müssen uns alle gleichförmig mit unseren Errungenschaften darstellen und in Szene setzen. Alles was negativ ist, muss ins Klo und gehört nicht in dieses Leben. Wir sind eine "saubere" Gesellschaft- steril eben.

Dann ist es in diesem verschwiegenen Milieu, wo Dinge nicht gesagt werden dürfen, schwierig, Freundschaft- sagen wir Beziehung zu gründen. Es muss nicht unbedingt auf eine Liebesbeziehung oder ganz enge Beziehung hinaus laufen. Für gute Freundschaft ist es aber wichtig, sich mehr auszutauschen.

Ich glaube, viele Menschen haben Angst sich wirklich mal zu offenbaren- im nüchternen Zustand. Auf einer Feier, wo Alkohol ausgeschenkt wird, ist es leichter, im nicht mehr ganz geistig-zurechnungsfähigen Zustand alles auszuplaudern, was einen bewegt. Mal abgesehen von diesen Momenten, liegt eine besondere Angst in der Luft, man könnte verletzbar werden und Neid und Missgunst erwecken. Das, was die Menschen wirklich bewegt, sprechen sie häufig nicht aus. -Nicht mal unter vier Augen.

Wie möchte man nun in dieser Angst Freundschaft begründen?

Gut, aktuell wollen viele gar nicht so fest an eine Freundschaft angebunden sein. Alles was zählt, ist der persönliche Spaßfaktor und mehr ist gar nicht wichtig. Der reine Spaßfaktor macht uns wirklich zu seelenlosen Menschen. -Und steril.

 Ich glaube, wir können es uns erlauben, so steril zu sein, weil wir einander nicht brauchen. Ich kenne Menschen aus der ehemaligen DDR. Sie mussten zu Zeiten vor der Wende zusammen halten und sich einander helfen, weil sie nichts hatten und gegenüber dem Regime als Einzelne kaum etwas bewegen konnten. Miteinander teilten sie Lebensmittel und verkauften sich gegenseitig Ersatzteile für ihre Autos. Man kannte sich und tauschte sich aus. Heute ist jeder auf sich selbst angewiesen und jeder kann es sich leisten, als Incognito einfach so einsam vor sich hin zu leben, weil man sich selber hilft und es in diesem Land zwar Armut gibt, die aber vom Staat weitgehend beseitigt wird.

Ich glaube, Freundschaft erfordert ein bisschen Mut und Aufrichtigkeit. Freundschaft fordert ein Vorschuss an Vertrauen und Gelassenheit. Freundschaft hat auch nicht den Sinn, materiell einen Vorteil zu beschaffen. Sondern eine Basis für Freundschaft kann das Geben sein. Ich würde erstmal etwas geben. Das kann zum Beispiel Zuhören sein oder einfach ein guter Kaffee.

Ich glaube, echte Freundschaft erzeugt das "ja"- sagen zueinander und miteinander auch das letzte Hemd zu teilen, und sich auf die Gefahr einlassen, auch verletzt und enttäuscht zu werden. Und an diesen Schwierigkeiten wächst man ja bekanntlich. Wir wachsen aber nicht, in dem wir die Gefahren umgehen, sondern werden einsam!

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