Weiter gehts mit der christlichen Symbolik. Symbole erinnern uns an die Hintergründe der christlichen Vergangenheit, die aber leider in Vergessenheit geraten ist. So werden viele Bräuche, wie besprochen, zur toten Tradition. Traditionen können wieder belebt werden, wenn wir uns die Bewandnis der Symbolik vor Augen halten.
An
Weihnachten haben wir nicht nur einen Blick auf Jesu Geburt, sondern auch einen Blick auf die Osterzeit.
Krippe und Kreuz gehören eng zusammen. Das Leben, das im Stall
anfing, endete am Kreuz. Ehe Christus unser Heiland und Erlöser
werden kann, muss er klein und gering werden. Er liegt in einer
Krippe, geht dann ans Kreuz und lässt sein Leben für uns, damit wir
leben können. Am Tannenbaum – oder wie wir ihn auch nennen –
Christbaum, sieht man noch in den Zweigen die Form des Kreuzes. Auch
die Form des Weihnachtsbaums hat uns etwas zu sagen: Er verjüngt
sich nach oben. Es ist im Leben besser, nach oben zu sehen und auf
Gott zu schauen, statt sich niederdrücken zu lassen. Bei Gott gibt
es immer einen Grund zur Hoffnung. Wer auf ihn sieht, kann wieder
hoffen. Darauf sollen wir unsere Herzen richten. So ist die
immergrüne Tanne für uns das Sinnbild der Hoffnung. Der Christbaum
predigt uns von der Hoffnung des Lebens mitten in der Welt des Todes.
Christus
ist die Hauptsache in der Advents- und Weihnachtszeit.
Christbaumschmuck
...
hat
auch eine Bedeutung!!
Über
die Kerzen haben wir vorhin schon einiges gehört. Sie
erinnern daran, dass Jesus von sich gesagt hat: „Ich bin das Licht
der Welt. Wer an mich glaubt, wird nicht in der Dunkelheit bleiben,
sondern das ewige Leben haben.“ Die ursprüngliche Farbe der Kerzen
am Baum war rot, in Erinnerung an das Blut von Jesus, das er am Kreuz
für uns vergossen hat.
Sterne
rufen uns die Geschichte ins Gedächtnis, dass die Sternkundigen aus
dem Morgenland kamen und Stern über Betlehem den Weg gewiesen
bekommen haben. Strohsterne erinnern an das Heu und Stroh in
der Krippe im Stall von Betlehem. Sie sind ein Zeichen dafür, dass
Jesus in Armut geboren wurde und sich nicht zu schade dafür war,
auch das Geringste mit uns zu teilen.
Lametta
wird auch Engelshaar genannt. Es ist eine Erinnerung an die Engel auf
den Hirtenfeldern in der Geburtsnacht von Jesus. Lametta soll ein
Zeichen für die himmlische Herrlichkeit sein, die in den Engeln am
Weihnachtsabend ein Stück weit sichtbar wurde.
Ketten
gehörten früher auch zum Weihnachtsschmuck. Vielleicht erinnert ihr
euch noch daran? Sie wiesen darauf hin, dass wir durch das Geschehen
der Heiligen Nacht von den Ketten der Schuld frei geworden sind.
„Welt ging verloren, Christ ward geboren!“ Um diese Wirklichkeit
geht es an Weihnachten. Christus kam und hat es möglich gemacht,
dass wir von den Ketten, die uns binden, frei sein können. Krippe
und Kreuz gehören eng zusammen, daran habe ich vorhin schon
erinnert. Und so erinnert auch der Weihnachtsschmuck daran, dass wir
überhaupt in Ketten lagen und in der Dunkelheit lebten. Christus ist
gekommen und hat uns freigemacht.
Und
dann ist es so, dass es noch ein Ereignis gibt, den Grund weshalb wir
überhaupt in den Ketten der Schuld liegen. Daran erinnert ein
weiterer Christbaumschmuck: der Apfel.
Früher
war es noch häufiger so, dass man an den Weihnachtsbaum Äpfel
gehängt hat. Ursprünglich kommt der Brauch aus dem Mittelalter.
Aber auch heute gehört es zum Weihnachtsschmuck. Immer wieder sieht
man in den grossen Kaufhäusern und Supermärkten Plastikäpfel.
Diese sollen uns auf den inneren Zusammenhang vom Sündenfall und
Weihnachten hinweisen. Der Sündenfall ist das andere Ereignis, an
das in Verbindung mit Weihnachten gedacht wird. Das sieht man auch
bei einem Blick in den Kalender:
Der
24. Dezember bekam im christlichen Kalender nicht nur den Namen
„Heiligabend“, sondern auch „Adam und Eva“. Das ist uns heute
nicht mehr so klar. Rufen wir uns das wieder in Erinnerung. Adam und
Eva an Weihnachten? Ja, das ist sinnvoll. Durch den ersten Menschen –
Adam – kam die Sünde in die Welt. Dadurch, dass er von dem einen
bestimmten Baum in Paradies aß, obwohl es Gott verboten hatte. Der
zweite Adam – Christus – brachte das wieder, was durch die Sünde
verloren ging. Durch einen Menschen kommt der Tod und durch einen
Menschen die Auferstehung.
So
sollten nach altem Brauch die Weihnachtsäpfel auch eine bleiche und
eine rote Seite haben. Die bleiche Seite des Todes und die rote Seite
symbolisiert das aus Gottes Liebe quellende neue Leben.
Die
Christbaumkugeln sind eine Abwandlung des Apfelschmucks, sie
erinnern in ihrer Form an Äpfel. Die Kugeln am Baum lassen auch die
Geschichte der Weisen aufklingen, die dem Kind in der Krippe unter
anderem auch Gold brachten. Das war das Kostbarste, das sie kannten.
Nüsse
als Zutaten zum Gebäck oder als Dekoration am Weihnachtsbaum haben
auch einen interessanten Hintergrund. Nuss und Mandel erschien
unseren Vorfahren als ein Sinnbild für das Wort Gottes. Kindern
erzählte man früher beim Backen mit Nüssen Folgendes: >In einer
hölzernen, scheinbar wertlosen Schale liegt ein süßer Kern
verborgen. Der Mensch muss erst lernen, durch die Schale
hindurchzudringen, um dann den süßen Kern genießen zu können. In
gleicher Weise ist das Weihnachtsgeschehen verborgen und versteckt in
einer armseligen Hütte im Stall von Betlehem.< Es gibt das
Sprichwort: „Gott gibt die Nüsse, aber aufknacken muss man sie
selber.“ Ich denke, dass das so nicht stimmt. Ja, Gott gibt uns
manchmal harte Nüsse zu knacken. Aber diese sind nie so hart, dass
wir sie nicht öffnen könnten. Und wenn uns eine Nuss zu hart
erscheint, dürfen wir Gott ruhig um einen „Nussknacker“ bitten,
damit er uns hilft. Gott schenkt uns das Verstehen. Er gibt gerne!
Nüsse
kommen ins Weihnachtsgebäck. Bredle
gehören zur Advents- und Weihnachtszeit dazu. Hier in unserer Gegend
ist nur die Frage, wie dieses Gebäck nun heißen mag...
Es
gibt eine Legende vom ersten Weihnachtsgebäck:
„Als
die Hirten auf dem Felde den Stern der Weihnacht sahen, machten sie
sich eilends auf nach Betlehem. Vor freudiger Erregung vergaßen sie,
dass sie Brot im Backofen hatten. Daran erinnerten sie sich erst auf
dem Rückweg, und sie rechneten damit, den Teig völlig verbrannt
vorzufinden. Als sie aber den Backofen öffneten, da strömte ihnen
ein wunderbarer Geruch entgegen. Vorsichtig kosteten sie den völlig
schwarz gewordenen Teig, und statt des verkohlten Brotes hielten sie
ein nie geschmecktes dunkles Gebäck in den Händen. Davon gaben sie
allen Verwandten und Freunden eine Kostprobe; weil dies aber gar
viele Menschen waren, brachen die Hirten das Gebäck in viele kleine
Stückchen. Zur Erinnerung an dieses Wunder begannen sie dann,
alljährlich zur Christnacht, kleine würzige Honigkuchen zu backen –
äußerlich dunkel und unansehnlich wie das Geschehen im Stall, aber
voll nie geahnter Süße.“
So
spiegelt das weihnachtliche Backwerk in seiner dunklen, unscheinbaren
Gestalt und voller Süße das Wunder im Stall wider. Deshalb wurden
auch in verschiedene Gebäcksorten des Mittelalters Motive
eingeprägt. Damit sollten Glaubensinhalte verdeutlicht werden. So
gab es die „Gebildbrote“,
wie z.B. die Springerle, Spekulatius, Lebkuchen oder Gebäck in Form
von Puppen, Christkindchen, menschlichen Gestalten oder Tieren. Sie
heißen so, weil mit ihnen etwas bildhaft dargestellt wird. Weil
etwas auf sie aufgedruckt oder auch etwas in sie eingedrückt oder
eingeprägt wurde, nannte man sie auch „Printen“, bekannt sind
z.B. die Aachener Printen. Dazu stellte man auch Gebäckformen aus
Holz, Ton oder Stein her, ein sogenanntes Model, das man immer wieder
verwenden konnte.
Der
Christstollen ist auch ein Gebildbrot. Die Form des Stollens soll an
in Windeln gewickelte Kinder erinnern. Früher war es üblich, den
Weihnachtsstollen erst am 28. Dezember anzuschneiden. Das ist der Tag
der unschuldigen Kindlein. Es wird an die Kinder gedacht, die Herodes
in Betlehem umbringen ließ.
Lebkuchen
sind ein beliebtes Gebäck in der Adventszeit. Das Wort „leb“
bedeutet „Heil- und Arzneimittel“ (althochdeutsch) oder „Herz“
(hebräisch). In den Klöstern pflanzte man Kräuter, die Heilwirkung
hatten, an. Daraus stellte man aber nicht Arzneien her, wie heute. In
der Weihnachtszeit nahm man diese und stellte „Heilgebäck“ her,
also Lebkuchen. Diese wurden zur Weihnachtszeit verteilt – zur
Verdeutlichung, dass das Weihnachtsgeschehen der ganzen Welt
Gesundheit bzw. Heil schenken soll. Lebkuchen wurden auch in Herzform
gebacken – so lässt sich eine doppelte Bedeutung des Lebkuchens
herleiten: Bis in unser Herz, bis in unser Innerstes soll das Heil,
soll das Leben, das sich durch Weihnachten ereignet, vordringen. Im
Essen wird dieses Geschehen sozusagen verinnerlicht.
Geschenke
sind ein wichtiges Thema im Advent. Wir sind damit beschäftigt, für
Verwandte und Freunde die richtigen Geschenke zu finden und geraten
dabei auch oft unter Stress und Zeitdruck. Die eigentliche Wurzel des
Schenkens liegt in dem Geschenk, das Gott selbst uns an Weihnachten
macht: Er schenkt uns seinen Sohn. Alle unsere Weihnachtsgeschenke
können geprägt sein von der Freude an Gottes Geschenk für uns. Sie
können so zum Zeichen werden für die Liebe, die mit Jesus in unsere
Welt gekommen ist und die sich auch in unseren Beziehungen zueinander
ausdrücken will. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie heute
wieder neu den Sinn, die Hauptsache von Weihnachten, in Ihrem Herzen
haben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie das größte Geschenk, dass ein
Mensch jemals bekommen kann für sich annehmen können. Christus im
Leben zu haben und mit ihm die Freude und das Licht, das ist das
große Geschenk, das Gott uns macht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie
„die Nuss“ knacken können und durch die Schale hindurchdringen
zum süßen Kern.
Vater
im Himmel,
wir
bitten dich, dass wir neu lernen,
auf
die vielen Zeichen deiner Liebe zu achten.
Wir
bitten dich, dass wir den Reichtum wieder
sehen
lernen, der für uns in den Symbolen
der
Adventszeit verborgen ist.
Gib,
dass der Kern des Festes durch
all
die kleinen und grossen Geheimnisse
unseren
Blick wieder öffnet für das Geheimnis deiner Liebe.
Lass
uns zur Ruhe kommen bei dir und dein Reden hören.
Lass
uns ankommen an deinem Vaterherzen.
Alle
Sehnsüchte unseres Herzens werden bei dir gestillt.
Aufatmen
und still werden können, beschenkt werden
und
getröstet werden, all das geschieht in deiner Gegenwart.
Danke
dafür.
Amen
Liebe Grüße,
Mim