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Bericht über Afghanistan und Pakistan (mit Fortsetzung)

Am 20.08.2010 besuchte ich hier in der Nähe einen Abendvortrag von einem Entwicklungshelfer. Er berichtete umfassend in 1,5 Stunden über die Lage in Afghanistan und Pakistan. Mit seiner freundlichen Genehmigung darf ich seine Vortragsskizzen für eine Veröffentlichung verwenden und diesen Text ausarbeiten. Ich halte diese Informationen für besonders wertvoll, da uns nur spärlich Informationen über die Gesamtlage in Afghanistan / Pakistan erreichen.

Zunächst berichtete Herr Moll über die Ausgangslage in Afghanistan.

Die Bevölkerung dort lebt in bitterer Armut. Ein Mensch muss dort durchschnittlich mit weniger als umgerechnet 0,75 US-$ auskommen. Der Mindestunterhalt sollte bei 1US-$ liegen, was man als Armutsgrenze versteht. Grundnahrungsmittel wie Brot und Reis sind durch anhaltende Dürre im Preis um 100 % gestiegen. Ein Großteil der Bevölkerung lebt auf dem Lande und so hängt ihr Einkommen im Wesentlichen von der Landwirtschaft ab. Das Überleben wird durch Mohnanbau gesichert, aus dem Milchsaft des Schlafmohns wird Heroin gewonnen. Afghanistan produziert 90 % des weltweit gehandelten Rohopiums, welches die Haupteinnahmequelle der Taliban darstellt.

Die Taliban bildet seit den Neunzigern einen fundamentalen, steinzeitlichen islamischen Glauben aus. Sie sind Koranschüler, welche heute größtenteils Drogenkriminelle und Schutzgelderpresser sind. Die Drogengeschäfte sind in den Händen von Mullah Omar in Quetta, Pakistan. Von dort werden die Drogengeschäfte im Grenzgebiet Pakistan / Afghanistan gesteuert.

Afghanistan ist reich an Bodenschätzen (Erz, Erdgas, Kohle, Öl, Halbedelsteine), die international begehrt werden und bisher nicht gehoben werden konnten. Der Bevölkerung fehlt Ausbildung und Kapital um die Bodenschätze zu heben. Kritiker des Afghanistankrieges behaupten, dass es in dem Krieg in Wahrheit darum ginge.

Afghanistan ist zwischen vielen Ländern eingeschlossen wie Pakistan und Iran, im Norden von Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan. Es gab durch diese geopolitische Lage in der Vergangenheit Versuche, Afghanistan einzunehmen. Besonders Pakistan hegt solche Begehrlichkeiten.

In Afghanistan gibt es starke Korruption. Von 180 Plätzen weltweit liegt Afghanistan an 176. Stelle. Deutschland liegt zum Vergleich auf Platz 7.

Es gibt viele Ethnien in Afghanistan. Die meisten sind Paschtunen, wie auch der Präsident Karsai und die Mehrheit der Taliban. Weiter gibt es noch Usbeken, Hasara und Tadschiken.

Seit einigen Jahren sind die Helfer dort bemüht, einen zivilen Aufbau zu organisieren. Durch militärische Kollateralschäden an der Zivilbevölkerung fühlen sich die zivilen Aufbauhelfer gefährdet und kommen nicht mehr dort hin. Wegen der angespannten Sicherheitslage kommen viele internationale Langzeitexperten nicht mehr nach Afghanistan. Entwicklungsorganisationen senden kaum noch Entwicklungshelfer nach Afghanistan, vor allem der Süden um Kandahar wird gemieden. Nichtregierungsorganisationen meiden den Kontakt mit dem Militär, weil immer da wo Militär ist, sich auch Sprengstoffattentäter aufhalten und sich selbst anzünden oder ähnliche Angriffe gemacht werden. Aus diesen Gründen scheitern viele Entwicklungsprojekte.

Im Ergebnis der Entwicklungshilfe geht es für die Bevölkerung nicht voran. Eine spürbare Entwicklung belibt aus. Der zivile Aufbau kommt ebenfalls nicht voran.

Das Zusammenwirken von Armut und mangelnde Bildung bewirkt Radikalität, eben besonders unter Islams, aber auch Drogenkriminalität und Söldnertum.

Durch die mangelnde Bildung haben viele keine Möglichkeit einer Beschäftigung nachzugehen. Aber da die Familien Geld brauchen, rutschen viele in die Radikalität ab. Da die Taliban viel Geld besitzt, können sie z. B. Selbstmordattentäter viel Geld anbieten, welche dann das Geld nach ihrem Tod ihrer Familie überlassen. Selbstmordattentäter werden nach ihrem Tod hoch von ihren Landsleuten verehrt, was einen weiteren Anreiz dafür gibt.

Beim Söldnerwesen handelt es sich um private, reiche Leute, welche sich Schutzpersonal leistet.

Als Konsequenz bei der unsicheren sozialen Lage wollen Entwicklungsorganisationen viel Geld in die Bildung der Leute stecken. Aber vor allem Frauenschulen werden von den Taliban angegriffen, bzw. auch die Schülerinnen angegriffen. Nach dem Menschenbild der Taliban sollen Frauen keine Bildung besitzen. Es gibt einzelne Erfolge bei Verhandlungen, dass Frauenschulen gebaut werden dürfen. Die Entwicklungsorganisationen verhandeln oftmals direkt mit den Taliban am "runden Tisch" auf dem Fußboden.

Organisation der Entwicklungszusammenarbeit


Wie organisiert sich die Entwicklungszusammenarbeit vor Ort?

Das Instrument ZOPP: Zielorientierte Projektplanung

1. Beteiligtenanalyse

2. Workshop mit allen Beteiligten (auch auf einem Teppich)

3. Problemanalyse

4. Projektmatrix

Es wird eine Problemanalyse erstellt. Es stellt sich in allen Fällen eine beruflich qualitativ und quantitativ unzureichende Ausbildung heraus. Dabei liegen die Gründe in der qualitativ unzureichenden Ausbildung. Ziel muss es sein, eine berufliche Bildung zu schaffen, die qualitativ und quantitativ der Nachfrage entspricht. Das Oberziel ist dabei ein Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung. Es muss unbedingt erreicht werden, dass die Abgänger den Arbeitsplatzanforderungen entsprechen. Dazu ist folgendes notwendig:

Qualifizierung der Ausbilder

Überarbeitung der Curricula
Bereitstellung von Fachbüchern.

Als weiterer Mangel gibt es nicht genügend Ausbildungsplätze, so dass neue Schulen gebaut werden müssen und alte Schulen saniert werden müssen. Viele Schulen befinden sich in einem absolut schlechtem Zustand. Auch teilweise anders genutzte / nicht mehr genutzte Gebäude werden für die Ausbildung ausgebaut. Es werden private und betriebliche Ausbildungsangebote gefördert.

Ein weiteres Problem ist, dass die betriebliche Ausbildung nicht genutzt wird und darum gefördert wird. Dies gelingt durch Förderungen und Ausbildung von betrieblichen Ausbildern.

Wie angedeutet gibt es für Frauen und Mädchen eine besonders prekäre Situation. Man tritt dem entgegen indem

 eine Organisation frauenspezifischer Ausbildung stattfindet


Verbesserung der Bedingungen (Umfassungsmauern, Transport zur Ausbildungsstätte)

Arbeitsberatung und -vermittlung






5. Bedingungen/Voraussetzungen Prozentuale Beteiligung von Frauen

6. Verantwortlichkeiten Eigene und Partnerbeiträge (nicht alles liegt in Deutscher Hand, sondern vorwiegend Afghanische Ausbilder gestalten den Lehrbetrieb)

7. Indikatoren Messung der Projektwirksamkeit (wie viel, in welcher Zeit)



Projektmatrix wird einem Abschlussprotokoll angehängt

Von Partnerbehörde und Experten gegengezeichnet

Experte schreibt eine Machbarkeitsstudie (Beispiele) und notiert:
Ausgangslage
Projektmaßnahmen
Durchführungsorganisation
Kosten
Finanzierung
Partnerbeitrag
Risiken
Vorschläge zur Risikoreduzierung usw.
Prüfung durch Auftraggeber GTZ, KfW. WB, EU usw. (Behörden, welche für Entwicklungsarbeit zuständig sind)

Technische Zusammenarbeit (GTZ): Baut ein eigenes Projektteam auf

Finanzielle Zusammenarbeit (KfW): Beauftragt mit der Projektdurchführung eine internationale Consultingfirma
Projekt wird durchgeführt (Laufzeiten zwischen 3 und 5 Jahren)
Laufende Kontrolle durch Auftraggeber



Projektplanung beinhaltet Annahmen:

Beispiele für Annahmen Afghanistan und Pakistan:

Sicherheitslage erlaubt den zivilen Aufbau

Regierung und Bevölkerung akzeptieren internationale Einsätze

Die Abläufe ähneln für alle Entwicklungsländer (120 Länder, davon 75 Schwerpunktländer/mehr als eine Sektorförderung)
Afghanistan und Pakistan sind „deutsche Schwerpunktländer“

Neben der rein sozialen Entwicklungsarbeit muss in Afghanistan mit Druck für die Sicherheit gearbeitet werden. Seit einiger Zeit verfolgt Deutschland ein "Zivil-Militärisches Gesamtpaket":

Zivieler Aufbau
Ausbildung von Soldaten und Polizisten
"notwendige militärische Aktivitäten"

Unterstützung in Militärbereich und Polizei:

International sind 25 Milliarden Dollar in den Aufbau in Polizei und Armee geflossen. Deutschland hat nur 4500 Soldaten zur Verfügung gestellt.- Die Amerikaner 120000 Soldaten. Ziel ist es Stabilität und Wiederaufbau zu schaffen, was in den meisten Gebieten erreicht worden ist. Dabei gab es auf Seiten der Bundeswehr über die gesamte Zeit 37 Tote (Stand Juli 2010). Der Einsatz wird zunehmend in Frage gestellt. Als Grund wird auch angeführt, dass der zivile Aufbau nicht nachkommt. Bei der afghanischen Polizei mangelt es an Ausbildern, weil viele nicht dort arbeiten wollen. Die Sicherheitslage erschwert die gesamte Entwicklungsarbeit. Aus Deutschland kamen bislang 190 Ausbilder, wobei die Zahl von 260 zurückgeschraubt wurde. Die Ausbildung der Polizisten birgt Gefahren, da 2/3 der Menschen dort Analphabeten sind. Das zeigt sich vor allem darin, dass von 5000 von Deutschen Ausbildern ausgebildete Soldaten 1200 schon im Krieg gefallen sind. Eine große Gefahr besteht in den Überläufern, welche zur Taliban oder Drogenbaronen gehen. Sie zahlen den doppelten Polizistenlohn und nutzen fataler Weise das Polizisten Know-How.

Für die Zukunft sieht sich die Bundeswehr kaum in der Lage, 134.000 afghanische Polizisten auszubilden, eine Zahl, die sie sich ursprünglich vorgenommen hatten. Und das Ergebnis der Qualifikation ist mangelhaft, da die ausgebildeten Polizisten nicht in der Lage sind, das Land zu sichern. Ihre mangelnde vorangegangene Ausbildung oder bzw. nicht vorangegangene Ausbildung macht sich bemerkbar. Selbst die Auszubildenden sind Analphabeten und kaum motiviert.

Nach Herrn Gertz, Verbandsvorsitzender des Bundeswehrverbandes, ist die Bevölkerung unzufrieden mit dem zivilen Aufbau und der Stabilität, sowie

kam er zu der Feststellung, dass der Anti-Terror-Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen ist.

Entwicklungshelfer sehen als Ursache des Terrors vor allem die bittere Armut und die schlechten Lebensbedingungen, darum muss als Gegenmaßnahme versucht werden, präventiv zu wirken, was im einzelnen bedeutet:

Man muss

die Bevölkerung für sich gewinnen, Lebensverhältnisse verbessern und
eine selbsttragende Sicherheitsstruktur aufbauen
Nur wie?
Mögliche Perspektiven des zivilen Aufbaus (Armut beseitigen, Bildung zur Selbsternährung schaffen)
Entwicklung eines nationalen Aufbauplans
Schwerpunkte: Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung
Perspektiven schaffen auch für wieder einzugliedernde Taliban
Beschäftigungschancen schaffen durch Bildungs- und Ausbildungsangebote

Verstärkte Durchführung von Entwicklungsprojekten


Fortsetzung:
Der Deutsche Beitrag dazu:

Die Bundesregierung setzt dutzende von Langzeitexperten (Aufbauhelfer) für die Entwicklung  und zusätzlich Einsatz von Kurzzeitexperten ein. Letztere sind für die Erstellung von Machbarkeitsstudien, der Projektvorbereitung und die Beratung zuständig.

Diese deutschen Organisationen finanzieren die Projekte:


DED, GTZ, KfW, InWent, Nichtregierungsorganisationen (NRO), Stiftungen usw


Die Struktur der deutschen Entwicklungshilfe kann man sich anhand des menschlichen Körpers so vorstellen:


Struktur der technischen und finanziellen ZusammenarbeitAfghanistan


Kopf: BMZ, in Krisenregionen zunehmend AA

Hals: Deutsche Botschaften

Arme: GTZ (technische) und KfW (finanzielle Zuammenarbeit)

Finger: DED (Personaldienst), InWEnt, DAAD, (Bildungsmaßnahmen) usw.
 





Traurige Geschichte


1747 Gründung eines Emirats


19.+ 20. Jahrhundert vergebliche Eroberungsversuche der Briten und Russen


Nach 1931 Monarchie mit Mohamed Sahir Schah an der Spitze


1973 Militärputsch, Gründung einer Republik


1979, Einmarsch der Sowjetunion und blutiger Krieg am Hindukusch


1989, Ende der Besetzung durch Mudschahedin-Rebellen


Anschließend Bürgerkrieg


Mit Unterstützung von Pakistan und USA setzen sich die Taliban (Koran-Schüler) gegen die Mudschahedin und Warlords durch (den Teufel, den ich rief……)


1996 eroberten die Taliban die Hauptstadt Kabul


Anfangs strikt gegen den Drogenhandel (deutlicher Rückgang der Opiumproduktion von 3200 auf 185 Tonnen), finanzieren sich die Taliban heute, über den Mohnanbau / Opium- und Heroinherstellung


Aufbau von Training-Camps für die Terrororganisation al-Qaida (?)


Beginn des Afghanistankrieges als Reaktion auf 11.September 2001


USA und ihre Verbündeten stürzen die Taliban


Hamid Karsai übernimmt die die Macht


2002 Bestätigung der Regierung durch Große Ratsversammlung (Loya Jirga)


2009 Bestätigung Karsais als Präsident (umstrittene Wahl)


2004 Ausrufung Afghanistans als islamische Republik


Einsatz einer internationalen Schutztruppe ISAF (International Security Assistance Force) durch den Sicherheitsrat


Ab 2003 von der NATO angeführt, bestehend aus Soldaten von 41 Ländern


ISAF soll seit 8 Jahren die Demokratie im Land sichern und zivile Aufbauteams schützen






Bedenkliche Sicherheitslage


ISAF, die internationale Schutztruppe befehligt


110. 000 ausländische Soldaten


+ 30.000 amerikanische Soldaten aus dem Irak


+ 7.000 Nato-Soldaten






Verschlechterung der Lage


Zunehmende Verluste durch ISAF Konzept, Kontaktpflege mit Bevölkerung


Große Landesteile befinden sich außerhalb der Kontrolle der Regierung


Zunahme von Angriffen gegen Regierungskräfte und ausländische Truppen, insbesondere im Süden des Landes (Kandahar und Helmand)


Deutschland führt das ISAF-Kommando für den Norden


Bisher verlassen nur wenige der deutschen Soldaten die Militärlager (Kontrollfahrten). Kritiker sprechen Einigelung in den Feldlagern.


Gouverneur Omar bezeichnete in Einsatz der Bundeswehr als wirkungslos (Kunduz, 2010)






Deutsche Finanzmittel zielen auf den militärischen Einsatz


Aber auch mit mehr Geld für den zivilen Aufbau,


ohne Sicherheit kein umfassender ziviler Aufbau möglich


Internationale Berater sind nicht bereit für einen langzeitigen Einsatz


Bei einem Angriff in Khost vor 6 Wochen: Ein verletzter GTZ - , ein verletzter afghanischer Mitarbeiter, ein getöteter Bauarbeiter
Sprengfallen mit bisher gutem Ausgang


Die Alliierten planen den Rückzug. Schrittweise soll die Verantwortung auf afghanische Stellen übertragen werden. Von Präsident Obama (USA) ist es definiertes Ziel, ab 2011 die Truppen abzuziehen, die Deutschen wollen dies evtl erst ab 2014 realisieren. Das ist noch in der Diskussion. Die Dänen und Kanadier wollen noch dieses Jahr abziehen, die Niederländer sind bereits im Juli 2011 mit ihren 1600 Soldaten abgezogen.

 Fragen zum Afghanistanegagements bleiben:

Wird mit diesem Konzept, den Truppeneinsatz zu verstärken, die Gesprächsbereitschaft der Taliban gefördert? Oder haben die Taliban alle Zeit der Welt?



Sie haben Rückzugsmöglichkeiten in die Stammesgebiete in Pakistan


Stammesgebiete sind kaum zu kontrollieren (Gebiete von al-Qaida)


Beispiel Waziristan: Militär traut sich nicht in dieses Stammesgebiet. Dort sind die Trainingscamps der Taliban, Warlords (Haqqani, Hekmatjar) und al-Qaida


Beispiel Belutschistan in Pakistan, dient als Etappe (zum Ausruhen?)


Die Rolle Pakistan ist für AlQuaida sehr wichtig. Es ist das Rückzugsland, wenn die Soldaten Angriffe auf sie abzielt. Man fragt sich ob Pakistan eine Atommacht ist und wahre Heimstatt von Taliban und AlQuaida sind. Wikileaks-Dokumente besagen, dass sogar der pakistanische Geheimdienst ISI AlQuaida und Taliban bei Aktionen unterstütze. Das pakistanische Militär erlaubt den Taliban sogar eine Zuflucht und unterstützt sie sogar bei Angriffen gegen Amerika und seit der Rückzugsankündigung Amerikas, versucht Pakistan einen größeren Einfluss auf Afghanistan auszuüben.  Pakistan möchte gerne beim "Endspiel" um Afghanistan dabei sein und möchte bei einem Angriff auf Indien die Taliban gerne hinter sich haben.

Die Kernfrage lautet: Wieso soll die Übergabe von Verantwortung an die Afghanen in den folgenden vier Jahren gelingen?

In den zurückliegenden acht Jahren gelang dies nicht.

Nach Ansicht von Entwicklungsexperten müssen folgende politische und militärische Ziele erreicht sein:

Abzugsperspektive definieren (Ziele und Kriterien müssen erarbeitet werden):

-Abzug, wenn ein Staat mit westlicher Demokratiestruktur aufgebaut ist?
-Abzug, wenn eine Regierung aufgebaut ist, die dem kulturellen Selbstverständnis/ Stammeswesen genügt? D.H. Interessenbalance?
Abzug nach Aufbau eines funktionsfähigen afghanischen Militär- und Polizeiwesens?



Anmerkung:

Friedenszeiten in Afghanistan dann, wenn von Kabul aus nicht regiert, sondern Interessen koordiniert wurden (Akzeptanz des Stammeswesens)


Afghanistan war nie ein klassischer Zentralstaat


Abzug so schnell wie möglich?


Vorher, ähnlich wie im Irakkrieg, verstärkter militärischer Einsatz?
 
 
 
Es birgt besondere Gefahren, wenn die Truppen zu früh abziehen. Im Irak sind die Truppen im August 2010 abgezogen, worauf die Ägyptische Zeitung reagierte:
 
Bitte an die USA, nicht abzuziehen, da sonst der Irak im Chaos und Bürgerkrieg versinken würde.
 
Fazit:
 
Nach 9 Jahren Krieg mit 90.000 ISAF Soldaten hat Al Quaida regional geschwächt, international sind sie jedoch genau so stark. In Afghanistan hat es sich gelohnt, da verschiedene Führer intensiv gejagt worden sind, so Wikileaks.
 
Die ISAF Koalition bröckelt, wogegen die Taliban stärker geworden sind. Nach wie vor ist die Bevölkerung verzweifelt und sieht keine Perspektiven. Der Krieg in Afghanistan ist nicht mehr zu gewinnen.
 
Trotz der angespannten Lage gibt es einige Lichtblicke und Hoffnungen: Es gibt Geheimverhandlungen zwischen Dubai und Saudi-Arabien und die Vorbedingungen der Taliban wurden reduziert. Dabei fordert die Taliban nicht mehr den Abzug der ISAF Truppen und Amerika wird die afghanische Verfassung anerkennen. Es gibt auch deutsche Politiker, die bereit sind, sich mit Warlords wie Hekmatjar (Säureattentäter) und Mullah Omar an einen Tisch zu setzen. Die Taliban fordern, von der Terrorliste gestrichen zu werden, da so gezielte Festnahmen und Tötungen vermieden werden können. Hinzu kommt, dass Exil-Taliban in Pakistan wieder zurück in ihre Heimat wollen. Die Quetta-Shura, ein Führungsrat der Taliban in Quetta, Balutschistan/- Pakistan, wollen Gespräche beginnen und auch der Iran hat ein großes Interesse daran, Afghanistan zu stabilisieren, weil dort eine ähnliche Drogenproblematik herrscht und die Taliban erklärte Feinde wie in den Vereinigten Staaten sind. Vielleicht gib es dieses Jahr noch eine regionale Konferenz in 2010.
 
Für die Lösung des Konfliktes mit den Taliban ist es wichtig, dass die neue, kommende Regierungsform angenommen wird und  rehabilitierte Taliban auch in das Politische und wirtschaftliche Leben eingebunden werden. Es muss sogar überlegt werden, Taliban mit an der Machtteilung einzugliedern. Das wäre eine schmerzhafte Lösung, aber eine von den wenigen möglichen.
 
Pakistan
 
In Pakistan gibt es durch die Flutkatastrophe im Jahr 2010 etwa 750.000 zerstörte Häuser und viele Tote. Ohnmacht ist überall anzutreffen und eine schiere Hoffnungslosigkeit. 20 % des Landes sind zerstört. Die wirtschaftlichen Folgen sind nicht absehbar. Es wird viel Armut von den Entwicklungshelfern erwartet.
 
Noch in diesem Jahr soll es einen Einsatz in Belutschistan, Quetta geben. Es ist der ärmste Landstrich in Pakistan und liegt an der Grenze zu Afghanistan. Belutschistan ist aber gleichzeitig rohstoffreich und die größte Provinz. In der Hauptstadt Quetta leben rund 1,1 Millionen Menschen.
 
Energieprobleme behindern wirtschaftlichen Aufschwung.



70% der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft


Armutsrate 48%, über Landesdurchschnitt (25%), 10 Millionen leben in absoluter Armut


Analphabetisierungsrate ist die höchste von allen pakistanischen Provinzen: 64% (Männer 47% und Frauen 85%)


Konfliktdimensionen Belutschistans sind vielschichtig:


Sozioökonomischer Unterentwicklung


Nationale Naturkatastrophen (Erdbeben 2005 (86.000 Tote, Angebot Dias) und Flutkatastrophe 2010) erhöhen Armut


Leisten einen (kleinen?) Beitrag zur Radikalisierung


Einkommensunterschiede


Autoritäre Praktiken durch Regierung und Militär


Als Folge: Kämpfe zwischen Aufständischen und Militär


Ethnische Probleme: Spannungen zwischen Punjabis, welche die Armee und öffentlichen Dienst beherrschen, und Paschtunen


1.2 Millionen geflüchteter Afghanen leben in der Grenzprovinz Belutschistan (2 Millionen in ganz Pakistan)


Masse der Flüchtlinge hat negative Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Umwelt, Infrastruktur und soziale Dienste


Verteilungsprobleme der wenigen Ressourcen und Arbeit


Als Folge: Auseinandersetzungen zwischen afghanischen Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung


Rückzugsgebiet für radikal-islamische Taliban und Al-Qaida (hoher Einfluss der Taliban /viele Flüchtlinge sind Paschtunen)


Zusätzliches Konfliktpotential durch Zustrom von intern Vertriebenen in die Flüchtlingsgebiete Belutschistans






Als Folge der vielschichtigen Probleme ist in Belutschistan


Zunahme von Terror und direktes Morden (targeted killing)


von Flüchtlingen aus anderen Provinzen, führt zu Rückwanderungsbewegungen.


Balochistan Times spricht 06. Mai 2010 von 90.000 Flüchtenden


Arbeitslosigkeit, Fehlen von Perspektiven fördern die Bereitschaft sich radikalen Gruppierungen anzuschließen


In den Augen der Führer der Balutschen werden junge arbeitsuchende Balutschen nicht genügend bei Entwicklungsprojekten berücksichtigt


Aber Qualifikationsdefizite reduzieren Einstellungschancen


Problem: Landesweit absolvieren nur 1% der jungen Menschen (15 und 24 Jahre) eine Ausbildung (314.000 von 36 Millionen)






Deutscher Beitrag:


Förderung von Berufsbildungsprojekten in Quetta


Nach Regierungsverhandlungen Ablauf wie gehabt:


Projektplanung vor Ort durch einen Experten


Zielorientierte Projektplanung (ZOPP)


Ziele:


Überwindung der Konfliktursachen (Oberziel) durch Ausbau der bestehenden Bildungseinrichtungen (Projektziel)


Investitionsbereiche in drei ausgewählten Ausbildungszentren:


Infrastruktur und Ausstattung, Lehr- und Lernmittel


Qualifizierung des Lehr- und Verwaltungspersonals


Überarbeitung der veralteten Lehrkonzepte und -methoden







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