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Montag, 16. Januar 2017

Die Neuapostolische Kirche und das Lutherjahr- ein Kommentar

Im Jahre 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg. Ein Fest für alle lutherisch bzw. protestantisch geprägten (Frei)-Kirchen. Ob es für die Neuapostolische Kirche auch ein Fest ist, bleibt die spannende Frage.

Luthers wesentliche Thesen zum Glauben waren:

-Allein die Schrift (sola Scriptura)
-Allein der Glaube (sola fide)
-Allein Christus (solus Christus)
-Allein die Gnade (sola gratia)


...stammen aber aus dem Jahre 1520.

Das sind Knackpunkte, wo die Neuapostolische Kirche mit ihren Lehren aneckt. Diese vier genannten Grundlagen sind aber das Fundament des Glaubens, den Martin Luther beschrieben hat. Dieses Fundament lässt sich an zahlreichen Stellen im Evangelium nachlesen.

Allein die Schrift:

In den evangelisch geprägten Kirchen ist die Herkunft von Gedanken und Predigten fundamental. D.h. alles, was im Bezug zum Glauben gepredigt wird, soll sich fundamental mit der Bibel gleichen. Als Predigtgrundlage werden grundsätzlich ganze Textabschnitte verwendet, um den Hörern plastisch den Bibeltext vorzustellen. Damit setzt sich der Predigende auch immer einer gewissen Kritik aus, sollten sich Fehler einschleichen.

In der Neuapostolischen Kirche werden zur Predigt grundsätzlich nur kurze Textabschnitte verwendet und viele eigene Gedanken hinzu gefügt, so dass sich der Predigende häufig abseits vom Evangelium befindet. Häufig lassen sich Kernaussagen nicht im Evangelium wieder finden oder erscheinen abstrus. In der NAK zählt, was der Heilige Geist spontan offenbart. Sei es noch so seltsam, es ist Glaubenssache, das zu glauben, was spontan gepredigt wird. Dabei ist nebensächlich, ob etwas in der Schrift eventuell gegensätzliches steht.

Allein der Glaube:

Im evangelischen Kontext hat man die Rettung allein durch den Glauben. Das ist für mich auch plausibel, denn nichts anderes gibt z.B. Johannes 3,16 wieder: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf das alle, die an ihn glauben nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben." Protestanten erfahren hier auf Erden Heil und Erlösung. Jesus rettet schon auf Erden. Viele sprechen von der lebendigen Beziehung zu Jesus Christus.

In der Neuapostolischen Kirche wird gelehrt, dass sich der Gläubige die Rettung erst erkämpfen muss. Er muss sich taufen und durch Apostelhand versiegeln lassen. Und der Gläubige muss sich durch gute Taten den Himmel erobern. Und erst im Himmel wird die vollendete Rettung sein. Wer sich nicht nach neuapostolischen Verständnis hat durch einen neuapostolischen Apostel versiegeln lassen, hat eventuell das Himmelreich verspielt.

Allein Christus:

Nach evangelischem Verständnis ist Christus der alleinige Heilsbringer. Der Gläubige kann in einer Beziehung mit dem Retter sein. Es gibt zwischen den Menschen und Gott keinen anderen Mittler als Jesus Christus.

Neuapostolische Christen sehen in ihren Aposteln die Heilsvermittler, sie stehen an Christi Statt. Es gibt auch einen Bibelvers dafür. Der natürlich im biblischen Zusammenhang betrachtet einen ganz anderen Sinn ergibt. Vielmehr sehen sich die neuapostolischen Apostel in Verbindung mit dem Stammapostel als Apostel für alle Kirchen. Dabei wollen das die Protestanten vielleicht gar nicht. ;-) Ich halte das für eine Anmaßung, für die ich keine Worte finde. Wenn die Apostel wenigstens tun könnten, was in ihrem Sendungsbefehl steht, wäre ich ja noch einverstanden. Aber was da sonntäglich von den Aposteln gepredigt wird, halte ich nicht selten für Hahnebüchen.


Allein die Gnade:

Evangelische Christen glauben daran, dass ihre Sünden durch den einmaligen Opfertod Jesu einmal und für immer bezahlt sind. Die Gnade Jesu ist so frei erhältlich wie die Luft zum Atmen. Es reicht vollkommen, an das einmal gegebene Opfer Jesu zu glauben und die Gnade so für sich in Anspruch zu nehmen.

Neuapostolische Christen sind aufgrund ihres Glaubens, dass ihnen nur im Kirchengebäude durch den meistens nicht vorhandenen Apostel den Gnadenzuspruch zu bekommen,  gezwungen in die Kirche zu gehen. Der Spruch "Im Auftrage unseres Senders und Apostels verkündige ich euch die Sündenvergebung" ist hierbei entscheidend. Wer in dem Moment nicht zugehört hat- Pech gehabt! Sollte der Herr Jesus in den folgenden Tagen wieder kommen und du hattest keine Sündenvergebung- Himmelreich verspielt!

Mir scheint, das Lutherjahr ist meines Ermessens nach für die Neuapostolische Kirche eine ideologische Katastrophe. Dann ist es natürlich ein kluger Schachzug, wie Bezirksapostel Krause zu sagen: "Wir gehen mit Luther nicht konform, weil er ein Antisemit war". Klar, damit hat er natürlich alle sich möglicher Weise ergebenden Komplikationen aus dem Weg geräumt. Wenn das raus kommt, was keiner wissen darf.

An der Stelle könnten wir noch die 95 Thesen durchdenken und dann steht die Neuapostolische Kirche auch nicht gut da. Aber das erübrigt sich. Die 95 Thesen sind auch hier nachzulesen: https://www.luther2017.de/de/martin-luther/texte-quellen/die-95-thesen/

Mit lüüüüüben Grüßen!
Stephan Specht
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