Viele
Bräuche sind seit der Geburt Jesu entstanden und zu Traditionen geworden. Bräuche
haben einen tieferen Sinn. Sie wollen zur Begegnung mit Gott führen
und uns an christliche Wahrheiten erinnern. Bräuche wollen eine
Brücke schlagen zum eigenen Leben mit Gott. Wenn sie zu Traditionen
werden, dann bleibt die Form, aber die Bedeutung geht oft verloren.
Der Brauch an sich wird dann inhaltslos und leer. Auch unser Leben
wird dann inhaltslos und leer.
Es
ist von daher wichtig, dass wir uns wieder an den tieferen Sinn von
Advent und Weihnachten und all seinen Bräuchen, die damit verbunden
sind, erinnern. Deshalb wollen wir heute ein wenig darüber
nachdenken. Wir brauchen wieder die Füllung. Wir müssen uns wieder
an die Hauptperson erinnern. Advent – wir bereiten uns vor auf die
Ankunft von Jesus Christus. Wir erinnern uns daran, dass er als Licht
in die Welt kam.
Bevor Weihnachten gefeiert wird, haben wir noch vier Wochen Advent in unserem Kalender vermerkt. Was hat es damit auf sich?
Advent
kommt vom lateinischen „adventus“ und heißt übersetzt Ankunft. Die
Adventszeit ist somit seit Gregor dem Großen die Vorbereitungszeit
auf das Weihnachtsfest. Schon in der Niederschrift des Konzils von
Saragossa im Jahre 380 wurden die frühchristlichen Gläubigen
angehalten, sich während des Advent auf die Geburt Jesu Christi
vorzubereiten. Advent
wurde erstmals im 5. Jahrhundert im Gebiet um Ravenna (Italien)
Advent ansatzweise gefeiert. In Rom setzte Papst Gregor der Große im
6. Jahrhundert die Zahl der 4 Adventssonntage fest. Die 4 Wochen
sollen symbolisch auf die 4000 Jahre hinweisen, die die Menschheit
nach kirchlicher Rechnung auf die Ankunft des Erlösers warten
musste.
Im
Tale sind die Blumen nun verblüht
Und auf den Bergen liegt der erste Schnee.
Des Sommers Licht und Wärme sind verglüht,
In Eis verwandelt ist der blaue See.
Wie würde mir mein Herz in Einsamkeit
Und in des Winters Kälte angstvoll gehen,
Könnt ich in aller tiefen Dunkelheit
Nicht doch ein Licht in diesen Tagen sehn.
Und auf den Bergen liegt der erste Schnee.
Des Sommers Licht und Wärme sind verglüht,
In Eis verwandelt ist der blaue See.
Wie würde mir mein Herz in Einsamkeit
Und in des Winters Kälte angstvoll gehen,
Könnt ich in aller tiefen Dunkelheit
Nicht doch ein Licht in diesen Tagen sehn.
Wir
feiern Weihnachten genau zu der Zeit, in der die Tage am kürzesten
und die Nächte am längsten sind. Nach Weihnachten werden die Tage
dann wieder länger. Das zeigt auch äußerlich: Erst
mit dem menschgewordenen Gottessohn kommt Licht in unser Leben.
„Das
Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht ...“ sagt
Jesaja in 9,1. Jesus
selber ist das Licht in diesen Tagen – und in unserem ganzen Leben.
Daran erinnern wir uns wieder in dieser Advents- und Weihnachtszeit,
mitten in all dem Dunkel um uns herum. So ist Advent auch eine
lichtvolle Zeit. Äußerlich dokumentieren wir das mit all den Kerzen
und Lichtern, die in unseren Häusern und Straßen aufleuchten.
Kerzen sind bei uns aus der Adventszeit gar nicht mehr wegzudenken.
So stehen sie auch heute bei uns auf dem Tisch. Sie verbreiten warmes
Licht und helfen uns zur Besinnung, mitten in all der Hektik.
Jesus
ist das Licht der Welt. Er gibt unserem Leben Helligkeit und
Klarheit. Schon ein kleines Licht ist stärker als die Dunkelheit
eines großen Raumes. Ein Wort der Liebe Gottes kann Licht in unser
Leben bringen und helfen, dass wir durch die Klarheit und Helligkeit
Gottes Orientierung für unser Leben bekommen.
Licht
macht auch Kontraste sichtbar. Wo Licht hinfällt, verändert sich
etwas. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Ohne Licht gibt es kein
Profil, denn das Licht zeigt auch die dunklen Seiten deutlicher. Es
zeigt, wo die Schattenseiten sind – auch in unserem Leben. Wer im
Licht Gottes steht, weiß auch um die Vergebung und Barmherzigkeit
Gottes im Blick auf die dunklen Seiten im eigenen Leben. Kerzenlicht
strebt nach oben. Auch wir sollen uns nach dem, was oben ist,
ausrichten, nach dem Wesentlichen. Unser Leben soll ausgerichtet sein
auf die Dinge, die im Himmel sind. Auf Werte, die auch angesichts der
Ewigkeit noch zählen. So
wünsche ich Ihnen heute, dass Sie Jesus in ihr Herz und in Ihr Leben
lassen und dass Gottes Licht in Ihr Leben scheint. Erinnern wir uns
in diesen Tagen doch wieder daran, wer das Licht in der Dunkelheit
ist.
Kerzen
zünden wir auch auf dem Adventskranz
an. Auf jedem Tisch
haben wir heute einen stehen. Der Adventskranz – ohne ihn können
sich viele den Advent gar nicht mehr vorstellen. Er soll auch ein
Symbol für den keineswegs aussichtslosen Kampf des
christlichen Menschen gegen das Dunkle des Lebens sein. Diese schöne
Sitte ist übrigens ein sehr junger vorweihnachtlicher Brauch, der
noch zu Beginn unseres Jahrhunderts in vielen deutschen Familien
unbekannt und keineswegs der Vorläufer des Weihnachtsbaums war.
Geht
man den Spuren der wenig mehr als hundertjährigen Geschichten des
Adventskranzes nach, so stößt man auf den evangelischen Theologen
Johann Wichern(*1808, +1881), den Begründer und Bahnbrecher der
Inneren Mission, der 1833 in Hamburg-Horn das "Rauhe Haus"
gründete. In dieser Anstalt der Inneren Mission brannte um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts die ersten Adventsleuchter. Schon für eine
Andacht am 1. Advent des Jahres 1838 bezeugen die Tagebücher des
jungen Wichern die Benutzung von kranzförmig aufgestellten bunten
Wachskerzen. Im
Rauhen Haus wurde jedes Jahr im Advent eine Andacht gehalten. Dann
versammelten sich alle Jungen, und Pfarrer Wichern erzählte von
Advent und Weihnachten. Sie sangen auch viele Lieder. Weil jeden Tag
eine Kerze angesteckt wurde, hieß die Andacht Kerzenandacht. Jeden
Tag kam eine Kerze mehr hinzu. 24 Kerzen standen auf einem großen
Holzreifen, der an einem Kronleuchter aufgehängt war: 20 kleine
Kerzen für die Wochentage und 4 große Kerzen für die Sonntage. An
Weihnachten brannten dann alle 24 Kerzen. Weil den Jungen dieser
Holzreif mit den 24 Kerzen so gefiel, schmückten sie ihn bald noch
mit Tannenzweigen, als Zeichen für das Leben. So hing vor über
hundert Jahren im Rauhen Haus in Hamburg der erste Adventskranz.
Viele Leute fanden den Adventskranz so schön, dass sie auch so einen
Lichterkranz zu Hause haben wollten. Doch wer hat schon so viel Platz
in der Wohnung, dass er einen Adventskranz aufhängen kann, der Platz
für 24 Kerzen hat! So kommt es, dass auf unseren Adventskranz nur
vier Kerzen stehen, für jeden Sonntag eine.
Allmählich
hat sich die Sitte des Adventkranzes dann von Norddeutschland weiter
verbreitet, zunächst gewiß mit den im Rauhen Haus ausgebildeten
Hausvätern. Erst in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg hat die
Jugendbewegung dem Adventskranz zu seiner heutigen Verbreitung
verholfen.
Der
Kranz ist gebunden aus den Zweigen der Tannen und Fichten. Sie
erinnern an den Palmsonntag, wo die Menschen Zweige von den Bäumen
schlugen, um den auf einem Esel in Jerusalem einziehenden Jesus, den
„Herrn der Herrlichkeit und König aller Königreich, den Heiland
aller Welt zugleich“, zu begrüßen. Wo draußen alles kahl, leer
und kalt ist, bringen sie frisches duftendes Grün. So werden sie zum
Gleichnis und Symbol. Mitten in dem Winter unseres Lebens ist Frische
und Lebendigkeit. Mitten in aller Hoffnungslosigkeit erwacht neue
Hoffnung. Mitten in erstarrten und erfrorenen menschlichen
Beziehungen entsteht belebende Wärme. Mitten in Lieblosigkeit
erwacht die Liebe. Wo wir am Ende sind, setzt Gott einen neuen
Anfang. Wir begrüßen ihn: „Macht hoch die Tür, die Tor macht
weit.“
Unseren Toten widmen wir bei der Beerdigung Kränze. Nun steht ein Kranz im Zimmer. Aber es ist nicht der Kranz der Toten, sondern ein Siegeskranz, wie wir ihn von den Siegerehrungen bei Sportveranstaltungen kennen. Der Adventskranz verkündet den Sieg Christi über die bedrängenden Mächte der Schuld, der Sünde und des Todes. In der Nähe des Siegers werden wir, zwar oft besiegt, dennoch zu Siegern. Die Sonne des Ostermorgens mischt sich in das Kerzenlicht am Adventskranz. Der Tod ist verschlungen in den Sieg. An Weihnachten haben wir also schon einen Blick auf die Osterzeit. Krippe und Kreuz gehören eng zusammen. Das Leben, das im Stall anfing, endete am Kreuz. Ehe Christus unser Heiland und Erlöser werden kann, muss er klein und gering werden. Er liegt in einer Krippe, geht dann ans Kreuz und lässt sein Leben für uns, damit wir leben können. Am Tannenbaum – oder wie wir ihn auch nennen – Christbaum, sieht man noch in den Zweigen die Form des Kreuzes. Auch die Form des Weihnachtsbaums hat uns etwas zu sagen: Er verjüngt sich nach oben. Es ist im Leben besser, nach oben zu sehen und auf Gott zu schauen, statt sich niederdrücken zu lassen. Bei Gott gibt es immer einen Grund zur Hoffnung. Wer auf ihn sieht, kann wieder hoffen. Darauf sollen wir unsere Herzen richten. So ist die immergrüne Tanne für uns das Sinnbild der Hoffnung. Der Christbaum predigt uns von der Hoffnung des Lebens mitten in der Welt des Todes.
Mit lieben Grüßen,
Mim
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